Was sind Bildungsbereiche?
Wozu gibt es Bildungsbereiche?
Bildungsbereiche geben die Möglichkeit den Bildungsprozess von Kindern zu kategorisieren. Um inhaltliche und thematische Schwerpunkte und Ausprägungen darzustellen, lassen sich Angebote, Freispielimpulse, Projekte und weitere Aktivitäten in Bildungsbereiche gliedern. Wichtig dabei ist zu erwähnen, dass sich die Bildungsbereiche lediglich gedanklich voneinander trennen lassen, in der Praxis kommt es häufig dazu, dass einzelne Bildungsbereiche miteinander verschmelzen und überhaupt nicht mehr wirklich voneinander zu trennen sind.
Zusätzlich ist es auch so, dass sich Kinder ihre Aktivitäten und Bildungsmöglichkeiten nicht nach Bildungsbereichen auswählen. Ein Kind denk sich nicht, dass es Bildung in mathematischen Bereich erleben will. Die Entscheidung bei Kindern ist Interessen geleitet, auf welchen Bildungsbereich die Aktivität, das Hobby, das Angebot oder Projekt zutrifft, ist dem Kind vollkommen egal und das ist auch gut so. Die Bildungsbereiche sind für die erwachsenen Personen, die pädagogischen Fachkräfte da, mit dem Hauptziel, dass die eigene Arbeit gegliedert werden kann und die pädagogische Fachkraft ihre eigene Praxis daraufhin überprüfen kann, ob den Kindern tatsächlich ausreichend Möglichkeiten gegeben werden, umfassend und grundlegende Bildungs- und Erfahrungsprozesse zu erleben.
Haben die angestellten Personen einer Einrichtung beispielsweise gar kein Interesse an Medienkompetenzen und haben auch gar nicht auf dem Schirm, dass es diesen Bildungsbereich gibt, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Kinder der Einrichtung in diesem Bildungsbereich Einbußen erleiden werden. Daher ist es für pädagogische Fachkräfte wichtig die Bildungsbereiche zu kennen. Die einzelnen Bildungsbereiche sind abhängig von den einzelnen Bundesländern, wobei sie sich im Detail nicht groß unterscheiden. In einigen Bildungsplänen vereinzelter Bundesländer gibt es 8 statt 10 Bildungsbereiche, das liegt aber daran, dass manche Bildungsbereiche ganz einfach zusammengefasst wurden.
Die 10 Bildungsbereiche - eine Übersicht
1. Bildungsbereich Bewegung
Ein Grundbedürfnis des Kindes ist es, sich zu bewegen und die räumliche und dingliche Welt mit allen Sinnen kennen und begreifen zu lernen. Kinder bringen eine natürliche Bewegungsfreude und -fähigkeit mit. Kinder suchen eigenständig nach Bewegungsmöglichkeiten, sowie nach grob- und feinmotorischen Herausforderungen denen sie sich angemessen ihrer Fähigkeiten stellen können. Durch Einzelwettkämpfe wird Selbstvertrauen und ein Bewusstsein der eigenen Fähigkeiten ermöglicht, durch kooperative Teamspiele kommen zusätzlich soziale Faktoren, wie Fairness, Teamgeist und Empathie hinzu. Die Umgebung sollte Bewegungsanregend gestaltet sein.
2. Bildungsbereich des Körpers, der Gesundheit und der Ernährung
Körperliches und seelisches Wohlbefinden ist eine grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung und Bildung und ein Grundrecht von Kindern. Die Wahrnehmung des eigenen Körpers und die Erfahrungen seiner Wirksamkeit sind grundlegende Erfahrungen für jedes Kind. Ausgehend vom eigenen Körper und den Empfindungen und Wahrnehmungen entwickeln Kinder ein Bild von sich selbst. Je differenzierter die Sinneserfahrungen sind, die dem Kind ermöglicht werden, und je mehr Raum ihm zum Ausprobieren und Gestalten geboten wird, desto mehr Selbstwirksamkeit erfährt es und kann so seine Identität und sein Selbstbewusstsein entwickeln.
3. Bildungsbereich der Sprache und Kommunikation
Sprache hat die wichtige Funktion der Mitteilung und Verständigung sowie des Ausdrucks und der Äußerung von Bedürfnissen. Das Bewusstsein für die eigene Identität wird unter anderem im Verlauf der Sprachentwicklung ausgebildet. Einen weiteren wesentlichen Baustein frühkindlicher (Sprach-)Bildung stellt der Bereich Literacy dar. Hier geht es darum, die Lust der Kinder am Umgang mit (Bilder-)Büchern, Geschichten, Erzählungen und Reimen zu wecken.
4. Bildungsbereich der Sozialen & (inter-)kulturellen Bildung
Selbstvertrauen ist die Grundvoraussetzung, um auch offen und tolerant gegenüber Anderem und Fremdem zu sein. Die eigene Persönlichkeit und Identität des Kindes werden anerkannt und gestärkt sowie Selbstvertrauen und Offenheit ermöglicht. Neugierig stellen Kinder Unterschiede fest und haben die Möglichkeit, sich damit auseinanderzusetzen. Bedürfnisse und Fragen der Kinder werden aufgegriffen, die Neugierde und Offenheit gegenüber anderen gefördert.
5. Bildungsbereich der Musisch-ästhetische Bildung
Kinder entwickeln sich durch aktive und kreative Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt. Sie lernen hauptsächlich über Wahrnehmungen und Erfahrungen aus erster Hand. Sinnliche Wahrnehmungen und Erlebnisse fördern die Kreativität und Fantasie der Kinder, helfen ihnen, innere Bilder zu entwickeln und sich die Welt anzueignen. Dies bezieht sich nicht nur auf den musisch-künstlerischen Bereich, sondern auf alle Bereiche alltäglichen Lebens.
6. Bildungsbereich der Religion und Ethik
Kinder zeigen ein großes Interesse an religiösen Geschichten, Erzählungen, Liedern, Festen, Symbolen und Ritualen. Kinder sind fasziniert von allem Lebendigen und zugleich von der Frage nach Sterben und Tod. Sie fragen nachhaltig danach, wer sie sind und woher sie kommen. Kinder nehmen die Welt mit allen Sinnen, mit Gefühl und Verstand wahr und entwickeln dadurch ihr eigenes Welt- und Selbstbild.
7. Bildungsbereich der Mathematischen Bildung
Kinder erleben Mathematik in für sie interessanten und bedeutsamen Zusammenhängen. Im gemeinsamen aktiven Forschen, Entdecken und Experimentieren entwickeln sie eigene Wege, ihre Umwelt zu mathematisieren, mathematische Sachverhalte zu erforschen und Probleme mithilfe der Mathematik zu lösen. Ausgehend von konkreten Erfahrungen und praktischem Tun gelangen sie vom Konkreten zum Abstrakten, entwickeln ein mathematisches Grundverständnis und setzen sich mit den Grundideen der Mathematik auseinander.
8. Bildungsbereich der Naturwissenschaftlich-technischen Bildung
Ausgehend von originären Begegnungen mit der Natur und Naturvorgängen entdecken Kinder Zusammenhänge, beginnen sie zu verstehen und einzuordnen. Vielfältige Angebote regen zum Staunen, Fragen, Experimentieren und zur Suche nach Lösungen an. Die Kinder verfolgen eigene und sich ergebende Fragestellungen, finden Antworten und gewinnen dadurch Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Dabei erweitern sie ihre individuellen Strategien.
9. Bildungsbereich der Ökologischen Bildung
Grundsätzlich lieben und bewundern Kinder die Natur und Umwelt, und das, was sie lieben, wollen Kinder auch schützen. Deshalb reagieren Kinder auf die Zerstörung von Natur und Umwelt besonders sensibel. Nicht außer Acht zu lassen ist hier, dass Kinder die Erwachsenen beobachten und sich an ihren Verhaltensweisen orientieren. Von den Erwachsenen lernen die Kinder, die Natur und Umwelt nicht nur zu schützen und zu pflegen, sondern auch verantwortungsvoll zu nutzen.
10. Bildungsbereich der Medien
Kinder nutzen das kommunikative Angebot der Medien, um Sichtweisen und Orientierungen zu vermitteln, mit anderen in Beziehung zu treten sowie individuelles und kollektives Handeln zu konstituieren. Hierbei gehen sie vielfältigen Bedürfnissen und Motivationslagen nach. Die Mediennutzung umfasst dabei wesentlich mehr als die Zuwendung zu Massenmedien wie Fernsehen, Musik oder Printmedien. Mit der Kommunikation, dem Spielen und Produzieren sowie der Veröffentlichung eigener Werke geht das Medienangebot als wichtiger Bestandteil in die Alltagskommunikation mit ein. Diese Mensch-Medien-Interaktion verantwortungsvoll einzuschätzen und entwicklungsfördernd einzusetzen ist das Ziel früher Medienbildung